Samstag, 24. Januar 2009
 
Starke rechtsextreme Tendenzen im "Pennälerring" PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Heribert Schiedel   
Donnerstag, 24. Mai 2007

An diesem Wochenende findet in Vöcklabruck ein so genannter "Burschentag" des "Österreichischen Pennälerringes" (ÖPR) statt. Der ÖPR ist der Dachverband der deutschnationalen Mittelschülerverbindungen. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus warnen jetzt gemeinsam vor starken rechtsextremen Tendenzen im ÖPR und seinen Verbindungen.

Die Wortwahl ist verräterisch: Österreich sei "Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft", propagierte der "Österreichische Pennälerring" (ÖPR) in einem Schülerkalender. "Die österreichische Nation wird also abgelehnt", stellt Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), fest.

Doch nicht nur das: Die ÖPR-Zeitschrift "Junges Leben" hat schon mehrfach rechtsextreme Publikationen angepriesen, darunter solche der "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP). Der bekannte Verfassungsexperte Heinz Mayer stuft die AFP in einem Rechtsgutachten als neonazistisch ein. Auch Bücher des deutschen Rechtsextremisten Rolf Kosiek und des Schweizer Holocaust-Leugners Gerd Zikeli wurden vom ÖPR beworben.

Im Juni 1997 stimmten Mitglieder der ÖPR-Verbindung "Germania Libera" aus dem niederösterreichischen Mistelbach SA-Lieder an (was von einer anderen Verbindung, die allerdings nicht dem ÖPR angehört, kritisiert wurde).

Die ÖPR-Verbindung "Gothia" in Wels hatte vor einigen Jahren auf ihrer Homepage einen Link zum neonazistischen "Nationalen Info Telefon". Die "Gothen" bezeichneten das "Nationale Info Telefon" als "bestes tägliches Informationsmedium für Querdenker".

Wie aus einem Foto auf der Homepage der Wiener ÖPR-Verbindung "Vandalia" hervorgeht, hängt auf der Bude dieser Verbindung ein antisemitisches Plakat, das vom vormaligen deutschen Rechtsterroristen Peter Naumann stammt.

Auf der Homepage der ÖPR-Verbindung "Eysn zu Steyr" wird die CD "Funkenflug - Rufe ins Reich" beworben. Laut "Eysn zu Steyr" zeugt dieser "Tonträger" vom "Willen zum politischen Kampfe". Die CD ist ein Gemeinschaftsprodukt mehrerer rechtsextremer und sogar neonazistischer deutscher Liedermacher, zu denen etwa der NPD-Aktivist Jörg Hähnel gehört.

"Es gibt noch mehr Indizien für die starken rechtsextremen Tendenzen im ÖPR", betont Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ). "Aber schon die erwähnten müssen alle demokratischen Kräfte alarmieren!"

Dieses Wochenende treffen sich die ÖPR-Verbindungen zu einem "Burschentag" bei der "Pennalen Burschenschaft Florian Geyer" (Wahlspruch: "Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!") in Vöcklabruck. "Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, welches Gedankengut hinter diesem Treffen steht", sagt Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus.

Während der Regierungsbeteiligung der FPÖ wurde der ihr nahe stehende ÖPR hoch subventioniert: In den Jahren 2000 bis 2004 erhielt er insgesamt mehr als 130.000 Euro. Heribert Schiedel: "Es ist nicht einzusehen, dass ein Verband, der die österreichische Nation ablehnt, aus Steuergeldern gefördert wird." Die antifaschistischen Organisationen verlangen deshalb die Streichung aller Subventionen für den ÖPR und seine Verbindungen.

"Außerdem muss die Mensur ausdrücklich verboten werden, also jenes ewiggestrige Männlichkeitsritual, bei dem sich in den ÖPR-Verbindungen schon Jugendliche blutig schlagen", fordert Willi Mernyi. "Ein zivilisierter Staat des 21. Jahrhunderts darf einfach keine Form des Duells dulden", unterstreicht Robert Eiter.

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